Inge Wilhelm, Grafik: Katharina Ritter-Schardt
„Eigentlich bin ich ganz anders, nur komme ich so selten dazu.“
(Ödön von Horvath)
Dieser Satz trifft für mich ins Schwarze. Vorsätze, was ich alles tun möchte und müsste, habe ich reichlich. Ich komme nur so selten dazu. Natürlich möchte ich jetzt den Benzinverbrauch drosseln, der Umwelt zuliebe und, um Energie zu sparen. Na klar, ich hatte ein 9-Euro-Ticket. Dann bin ich mal wieder zu spät dran, der Bus ist weg, zu Fuß schaffe ich es nicht mehr bis zur angegebenen Uhrzeit. Also fahre ich dann doch schnell mit dem Auto.
Plastik zu vermeiden ist wirklich sinnvoll. Mit Blick auf die Verschmutzung der Ozeane absolut notwendig. Aber dann gibt es die Bio-Ware doch nur in Plastikverpackung oder ich habe mein Netz für die „Unverpackt-Abteilung“ vergessen. Also nehme ich doch die Karotten in der Plastiktüte.
Erfahrungen, die viele Menschen auf die eine oder andere Weise machen, Eigentlich… aber…
Schönstatt 1×1
Die Ursache für diese Misere liegt, ich gehe von mir aus, in der mangelnden Vorausschau, der fehlenden Organisation des Tages, die mich Dinge eher spontan angehen lassen.
Klar, immer durchorganisiert sein, ist auch schrecklich. Kreativität braucht Freiräume und Offenheit für spontane Entwicklungen. Aber, wenn es um einen grundlegenden Lebensstil, um Haltungen und Einstellungen geht, bedarf es der vorausschauenden Planung, der täglichen Einübung, damit Vorsätze nicht unter die Räder kommen. Dann ist es wichtig, den Tag zu strukturieren und nicht einfach vorbeirauschen zu lassen.
Pater Josef Kentenich hat für eine solche Tagesplanung den Begriff der „Geistlichen Tagesordnung (GTO)“ gewählt.
Was versteht er darunter?
Es geht ihm um die Sicherung unserer originellen Aufgabe in der Welt, um unsere ganz eigene Persönlichkeit, wie sie im ‚Persönlichen Ideal‘ (PI) gespiegelt ist. Die GTO gibt uns ein Gerüst, um im Alltag unser PI umzusetzen. Es geht dabei nicht um „Leistungssport“, damit wir uns (und Gott) beweisen können, wie gut wir sind.
In der etwas sperrigen Sprache Pater Josef Kentenichs lautet das so:
„Das ist Ausdruck eines gesamten Lebensstiles. […] Ja, wie sieht denn der Lebensstil aus, der hier gemeint ist? Sehen Sie, es muss an sich ein flutendes Leben, ein kraftvolles Leben gesichert werden vor dem Zerströmen. Jetzt wenn dahinter kein ganz großes Leben steht, ums Himmels willen, was bedeutet dann der einzelne Punkt?… Das ist ja Spielerei. Ein Leben muss erst da sein, sonst kann ja nichts gesichert werden.“
(zitiert aus: King, Joseph Kentenich- Ein Durchblick in Texten Bd. 5, Vorträge 1963)
Schönstattfür Fortgeschrittene – die Schöpfung gehört dazu!
Ganz konkret: Uns bewegt die Bewahrung der Schöpfung, die durch den Klimawandel und den Raubbau an der Natur gefährdet ist. Unser Liebesbündnis in all seinen Dimensionen schließt die gesamte Schöpfung mit ein. Der Reichtum der Natur spiegelt Gottes schöpferische Fantasie wieder. Jede ausgestorbene Art ist eine Verarmung und ein Verlust an Lebendigem. Aber es genügt nicht darüber zu jammern, wir suchen nach effektiven Schritten gegen die Zerstörung der Schöpfung – Schritte, die wir mithilfe der GTO jeden Tag neu einüben können. Dazu suchen wir auch Bündnispartner innerhalb und außerhalb der Schönstattbewegung.
Wie bewege ich mich – und die Bewegung?
Ideen gibt es viele. Welche passen in meinen Alltag? Helfen mir bei der Verwirklichung meines ganz persönlichen Auftrags in der Welt? Ein Beispiel: Ich liebe das Meer, seine Weite und seinen ewigen Rhythmus. So habe ich mir vorgenommen Plastik zu vermeiden, weil ich damit die Ozeane schütze. Ich überlege mir, wie ich dieses Anliegen in meinen Alltag einbauen kann. Nicht unüberlegt kaufen, nicht schnell noch vor Geschäftsschluss in den Supermarkt sausen und das erste Beste schnappen. Mein Vorsatz könnte lauten: „Plastik vermeiden durch geplantes Einkaufen“. Also schreibe ich mir in meine GTO, wann, an welchem Tag ich Einkäufe einplane, damit ich genügend Zeit habe. Dann kann ich in Ruhe auswählen und ganz bewusst auf Produkte in Plastikverpackungen verzichten. Am Ende der Woche überprüfe ich dann, wie es gelaufen ist. Ich formuliere nicht nur: „Ich vermeide Plastik“, sondern konkretisiere das Vorhaben. Ich verzichte nicht einfach, weil es gerade „in“ ist, sondern dieser einzelne Schritt steht in einem größeren Kontext. Und damit kann ich meinen Alltag rückkoppeln an die persönlichen Anliegen, die mich bewegen. So bringt mich ein simpler Einkauf in Verbindung mit dem Schöpfer.
Gebet
Guter Gott, die Bilder von sterbenden Meerestieren und Vögeln, die sich in Plastikmüll verfangen oder ihn gefressen haben, erschrecken mich immer wieder aufs Neue. Du liebst alle Deine Geschöpfe und willst nicht, dass sie so elend zu Grunde gehen.
Hilf mir bei meinem Vorsatz, mich für die Bewahrung deiner Schöpfung einzusetzen, indem ich auf Dinge in meinem Alltag verzichte, die sie in Gefahr bringen könnten.
Du weißt, wie wichtig mir diese Anliegen sind, wie schnell ich aber in meinem Alltag den roten Faden verliere und meine Vorsätze im Alltagsstress untergehen.
Stärke mich, damit ich meine Vorhaben durchhalte. Schenke mir deinen Geist, damit er mich leitet und mir neue Ideen und Wege zeigt.
Amen